Nach dem Tod meines Vaters Erwin Heibel (01.11.2003) wuchs in mir der Gedanke, seine wichtigste Botschaft, die Menschen von der Unsinnigkeit kriegerischer Auseinandersetzungen zu überzeugen, weiterhin wach zu halten. Aus diesem Grunde entschloss ich mich, nach Absprache mit meiner noch lebenden Mutter und meinen Geschwistern, auf seiner Grabstätte ein 'Mahnmal gegen den Krieg' zu errichten. In einem Bronzerelief, dass das Großdeutsche Reich in seinen Umrissen zeigt, heißt es dort: »Legt alle eure Waffen nieder, wie ich es 1944 an der Russlandfront tat. Erwin Heibel, fahnenflüchtiger Pazifist.«
Stiefelspuren symbolisieren Erwin Heibels Flucht aus Russland in den Westen. 1943 brachte mein Vater während eines Heimaturlaubes (heiratete meine Mutter) einen russischen Trommelrevolver aus dem Kriege mit. Er vergrub ihn im Schuppen seines Hauses. Während den Umbauarbeiten des Schuppens fand man die Waffe in einem stark verrotteten Zustand wieder. Für das Relief ließ ich einen Abguss der Waffe aus Bronze anfertigen.
Das Mahnmal löste nach seiner Installierung auf der Grabplatte unterschiedliche Reaktionen aus. Eine Dorfbewohnerin machte ihrem Unmut Luft, beschimpfte mich und drohte, dass sie alles unternehmen werde, dass »die Pistole« da wegkomme. Sie hätte auf einem Friedhof nichts zu suchen. Als ich wenig später noch eine Info- und Mitteilungsbox anbrachte, wurde ich von der Gemeinde angeschrieben. Man teilte mir mit, dass ich die Box, die einem Briefkasten sehr ähnelt, unverzüglich entfernen müsse. Um Zeit zu gewinnen, schaltete ich meinerseits einen Anwalt ein. Aus dieser Box konnten die Besucher der Grabstätte ein Flyer mit der Kriegsgeschichte meines Vaters entnehmen. Den Menschen die mit mir kommunizieren wollten, gab ich zudem die Möglichkeit, mit mir ins Gespräch zu kommen. Mein Hausarzt zum Beispiel war von der Idee begeistert. Der Kreisrechtsausschuss des Westerwaldkreises sah dies allerdings anders und entschied nach einer Anhörung, dass ich die Info- und Mitteilungsbox wieder entfernen müsse. Das Relief bzw. 'die Pistole' beanstandete man erstaunlicherweise nicht.
Zumindest hatte ich erreicht, dass die Angelegenheit dadurch ein Jahr hinausgezögert wurde. In dieser Zeit konnten sich viele Menschen den Flyer mitnehmen. Nur wenige trauten sich, mir was schriftlich mitzuteilen. Kritik und Lob hielten sich die Waage. An die Stelle des Briefkastens habe ich eine kleine Bronzetafel angebracht. Sie enthält einige wichtige Kernsätze aus dem Interview mit meinem Vater und zudem meine Anschrift. Das Mahnmal habe ich zweimal herstellen lassen und möchte es neben einigen Fotos für Ausstellungszwecke zur Verfügung stellen. Zur Zeit arbeite ich an einem Hörbuch, dass ich in nächster Zeit veröffentlichen werde.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, das der Vater meines Vaters ein amerikanischer Soldat aus dem 1. Weltkrieg war, der seinerzeit im Westerwald stationiert war. Dort lernte er eine junge Frau kennen - meine Großmutter. Unmittelbar nach seiner Zeugung (1919), vermutlich ahnte er nichts von der Schwangerschaft, verließ er Deutschland und kehrte nach Amerika zurück. Spätere Bemühungen meines Vaters ihn ausfindig zu machen (Mitte der 60ziger Jahre), verliefen ergebnislos.
Johannes Heibel